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Hackback

H

Dieses Schwachsinn ist einfach nicht totzukriegen: Gerhard Schindler, der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) läuft gerade durch die Gegend und entblödet sich nicht, jedem der es hören will, seine Sichtweise zum Hackback ins Mikrofon zu sprechen. Bedauerlich nur, dass Herr Schindler offenkundig so wenig Ahnung von den technischen und prozessualen Implikationen eines solchen elektronischen Gegenschlags hat, dass das gezeichnete Bild eines möglichen Einsatzszenarios an Komik kaum noch zu überbieten ist. Hier eine kurze Kostprobe des geistigen Tiefgangs einer solchen Argumenten aus dem berufenen Munde von Schindler: https://chaos.social/@andre_meister/112445611511137161

Dabei ist Schindler kein Einzelfall – im Gleichklang mit dem CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter, Oberst a.D. und Ex-Präsident des Reservistenverbandes, fordert Schindler ungehemmt die digitale Massenüberwachung, auch im Inland. Freilich kling die diesbezügliche Formulierung bei Kiesewetter und Schindler weitaus „alltagstauglicher“ und wählerverträglich: da ist dann die Rede von der „Erlaubnis zur strategischen Kommunikationsaufklärung im Inland für die Geheimdienste“ oder auch von einer „Bedrohungsgesamtrechnung“, die sodann den Ergebniswert für die Entscheidung liefern soll, ob man „IT-technisch gegeneskalieren“ sollte.

In die gleich Kerbe hauen neben der CDU dann auch noch die Umfallergenossinnen und -genossen sowie unsere grüne Außenministerin. War im Koalitionsvertrag noch eine klare Absage an das sog. Hackback formuliert, hat die politischen Entscheidungsträger nunmehr offensichtlich die partielle Demenz befallen: So fabuliert Frau Baerbock nach dem Datenreichtum bei der SPD über Konsequenzen, die Russland zu tragen habe.

Auch wenn die Pressemitteilungen in den Fällen von Hacks vermeintlich staatlicher Akteure immer wieder die besondere kriminelle Energie der Angreifer in den Vordergrund stellen, ist dies zumeist nur eine Nebelkerze, die den Adressatenkreis solcher Meldungen auf die unumgängliche Notwendigkeit eines härteren Voegehens gegen solche kriminellen Subjekte einschwören soll. Es soll ein Konsens hergestellt werden bzgl. erweiterter Befugnisse von Strafverfolgungsbehörden, Geheimdiensten und sonstigen Bedarfsträgern. Dabei wechselt die Begründung für solche Forderungen in kontinuierlicher Gleichförmigkeit zwischen Terrorismusbekämpfung, Aufklärung von Kinderpornografie, Verhinderung von Deepfakes oder sonstigen Parolen, mit denen man die Gunst der Wähler gewinnen kann.

Anstatt nach immer mehr Befugnissen zu lechzen, sollten gerade staatliche Akteure endlich ihre Hausaufagben machen und ihre IT in den Griff bekommen. Die dafür notwendigen Maßnahmen sind seit Dekaden bekannt. Ein erster kleiner Schritt in diese Richtung wäre die Befähgung des Layer 8 (ein kurzes „Hallo!“ an die Bundeswehr, die offensichtlich unfähig ist, ihre on prem-Server so zu konfigurieren, dass unberechtigte Dritte Informationen aus Telcos raustragen können oder an die Grünen und die SPD, für deren Mitglieder es offensichtlich immer noch eine unglaubliche Neuigkeit ist, dass IT-Produkte eines bestimmten Monokulturzüchters vor Schwachstellen nur so strotzen).

About the author

Michael Bunzel

Michael (Mike) Bunzel (aka maschasan) is a lawyer and engineer currently living in Germany. He has been working in the field of Cybersecurity and related laws and regulations for over 25 years now.

Mike took on various roles and functions in the context of Information Security, Cybersecurity, and SCADA/Shopfloor Security at a German car manufacturer in southern Germany for more than fifteen years now - currently in the R&D resort, with focus on E/E-systems in the context of automotive cybersecurity.

Mike has worked with global organizations across dozens of countries, cultures and languages, well-travelled in EMEIA, APAC and the Americas.

All articles in this blog do NOT reflect the opinion of his employer, but are all an expression of his personal view of things.

By Michael Bunzel
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