Wer ist nicht während der Studienzeit über Verlagsprodukte von Elsevier, John Wiley & Sons, Wolters Kluwer NV und die International Association of Scientific, Technical and Medical Publishers (STM) gestolpert.
Nunmehr hat die Kanzlei Lieff Cabraser Heiman & Bernstein im Namen einer Gruppe von Wissenschaftlern da mal ein kleines Lichtlein entfacht und ein Kartellrechtsverfahren gegen sechs der bekanntesten kommerziellen Verleger akademischer Zeitschriften angestoßen.
Die Kläger behaupten, dass die sechs weltweit größten gewinnorientierten Verlage von wissenschaftlichen Fachzeitschriften sich verschworen haben, um sich unrechtmäßig Milliarden von Dollar anzueignen, mit denen andernfalls die wissenschaftliche Forschung finanziert worden wäre. Diese Behauptung basiert im Wesentlichen auf drei Kernargumenten:
Zum einen müssten Wissenschaftler ihrer Peer-Review-Leistung für lau erbringen, um letztendlich selbst Wissenschaftsergebnisse in den Verlagsprodukten der Beklagten veröffentlichen zu können (nein, ist gibt keine Alternativen – siehe nachfolgend).
Zum anderen hätten sie die Beklagten untereinander abgestimmt, nicht um Manuskripte zu konkurrieren. Vielmehr binden sie Wissenschaftler vertraglich dahingehend, dass diese ihre Manuskripte nur bei einer Zeitschrift einreichen, was zu einer erheblichen Beschränkung des freien Wettbewerbs führt.
Letztlich beschränken die Beklagten die Wissenschaftler vertraglich, die in den eingereichten Manuskripten beschriebenen wissenschaftlichen Fortschritte frei weiterzugeben, während diese Manuskripte von anderen Fachkollegen geprüft werden, ein Prozess, der oft über ein Jahr dauert. Häufig verlangten die beklagten Verleger von den Wissenschaftlern, dass sie alle Rechte am geistigen Eigentum abtreten, und zwar ohne Gegenleistung. Die Manuskripte gehen dann in das Eigentum der beklagten Verleger über, und die beklagten Verleger verlangen für den Zugang zu diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen so viel, wie der Markt hergibt.
Die Kläger beschreiben das Vorgehen der beklagten Verlage als das profitabelste Geschäft der Welt, was deshalb so lukrativ sei, weil der Großteil der Kosten für die eigentlichen Inhalte der Verlagsprodukte von den Steuerzahlern übernommen wird. Öffentlich finanzierte Forscher machen die Arbeit, schreiben sie auf und beurteilen ihre Vorzüge. Und dennoch landet das daraus resultierende geistige Eigentum in den Händen der Verlage. Letztlich handelt es sich um eine „… bizarres dreifaches Bezahlsystem, bei dem der Staat den größten Teil der Forschung finanziert, die Gehälter derjenigen bezahlt, die die Qualität der Forschung überprüfen, und dann den größten Teil der veröffentlichten Produkte kauft. …“ Darüber hinaus hat das System zu einer Reihe von Marktversagen geführt, die die Fähigkeit der Wissenschaftler, ihre Arbeit zu tun, beeinträchtigen und das Tempo des wissenschaftlichen Fortschritts dramatisch verlangsamen.
Dann hoffen wir mal, dass aus dem kleinen Lichtlein ein Flächenbrand wird, der das beschriebene Verhalten im Keim ausrottet. Vielleicht finden dann Studierende und Wissenschaftler auch in Zeiten klammer öffentlicher Kassen dennoch die notwendigen Informationen in ihren Bibliotheken, mittels derer der wissenschaftliche Fortschritt weiter vorangetrieben werden kann.